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Geschichte

Restaurant Blasenberg Zug
So hat alles Angefangen:

Ein hungriger Gast, ein gedeckter Tisch und ganz viel Gastfreundschaft. Grossvater Wendelin hat die Geschichte des Blasenberg in Gedichtform niedergeschrieben.

Viel Spass beim Lesen
bis 1911
Am Westabhang vom Zugerberg
entstand dereinst der Blasenberg.
Vorher war, soviel ich weiss,
immer nur die Sippe Weiss.

Es war wohl eine grosse Weide
bis an das Mühlebachs Wasserscheide,
vom Tschuoppis bis Hochwacht,
wo sich der Berg bereits verflacht.

Doch hatte man im Mittelalter
zuwenig gute Gutsverwalter.
Und selber wollten die Aristokraten
nur der andern Hähnchen braten.

Drum verkaufte man nahe Zug in grossen Stücken,
um auszufüllen des Geldes Lücken.
Man teilte auch in der Sippenschaft,
damit jeder hatte seine Liegenschaft.

So hat man wohl zu alten Zeiten,
bei irgendwelchen Begebenheiten,
auch unsere Wiesen abgetrennt
und sie dann Blasenberg benennt.

Rund vor hundertsiebzig Jahren
spannte man Ochsen an den Karren
und baute sich dies stolze Haus
und auch der Holzschopf nebenaus.

Ich habe die Jahrzahl einst gelesen,
als ich dort den Giebel hab verlesen.
Der Zimmermann mit kühnem Hieb
die Jahrzahl dort in den Balken trieb.

Dies Haus, es steht auf Mörtelmauern,
wird gut noch hundert Jahr erdauern.
Kein Steinchen fehlt in dem Gefüge.
Ich kann's beweisen, dass ich nicht lüge.

In mühevoller Handarbeit
ist jeder Balken einverleibt,
ist mit dem Beil gar hohl geschnitten
und, wie Fischgrat verzahnt, hineingeritten.
1911 bis 1949
Doch nun weiter mit meinem Berichte,
ich wollte erzählen eine Geschichte.
In diesem Jahrhundert, in den ersten Jahren,
wollte die Stadt Zug Stunden sparen.

Der Männibach brachte Geschiebe, Geröll.
Die Stadtzuger sahen nur noch die Höll.
Nachdem sie nämlich schon zweimal
ersoffen, haben sie in aller Eile beschlossen,

den Männibach rasch auszubauen,
mit grossen Sperren und Stauen.
So wollen Sie dem Unheil begegnen.
Der Herrgott möge ihr Werk dann segnen.

Bei nasser Arbeit und wenig Sonne
war es wirklich keine Wonne
die riesengrossen Steine
aufzuschichten mit der Leine.

Drum frug man auf der Herren Geheiss
meinen Vor-Vorgänger, den Miggel Weiss,
ober er nicht wolle eine Wirtschaft führen
und am Mittag für die Maiser die Suppe
rühren.

Sie gäben ihm dann justament
für immer hier das Wirtepatent.
Er war dann sicher kein schlechter Wirt,
auf jeden Fall besser als Rinderhirt.

Mit seinem Gewicht wurd er nicht alt.
Mit 45 war sein Leben schon kalt.
Noch kurz zuvor, zu unserem Leid,
verkaufte er noch die Blasenbergweid (7ha).

Seine Frau verkaufte in zweiter Ehe
den Blasenberg dann einem Kennel - oh wehe!
Denn nach weitern zwanzig Jahren
murrten die Gläubiger in Scharen.

Sein Vormund wollte dann verpachten
und das Recht der Kinder achten.
Doch war die Schuldenlast zu gross.
Der Konkurs lag ihm im Schoss.
1949 bis 1952
Durch Zufall wurde ich dann der Pächter.,
Ich war bestimmt nicht sein Verächter.
Ich hab sogar den Zins für's Jahr
vorgeschossen. - Das ist wahr!

Doch mussten beide wir erkennen,
dass hilflos ist, darnach wir rennen.
Mit Wehmut sahen wir dann kommen,
was kommen musste nach des Gesetzes
Normen.

Ich wollte den Blasenberg nicht kaufen.
Darnach sollten sich "dickere" Herren
raufen.
Da beschlossen die edlen Zugerbürger,
sie zahlten 50'000.-- Franken. - Die
Würger!

Da schoss das Blut mir in den Kopf.
Das kann nicht sein; das ist ein Zopf!
Doch zum Handschlag braucht's 10'000
Franken.
Mein Mut beginnt erneut zu wanken.

Nach vielen Dutzend müden Gesten
fand ich doch noch meinen Besten,
der den Mut mit soviel Klang
mir zuwarf für den steilen Hang.

Ich schwor, dass ich den Blasenberg jetzt
kaufe,dass ich jetzt mit diesen Herren
aufe.
Ich schwor, dass jetzt der Blasenberg
erstehe, durch dick und dünn, durch Leid
und Wehe.

Ich hatte zu meiner Seite
eine Frau, die bis heute
mir half knacken jede Nuss,
mir half leiden im Verdruss.

Mir mit manchem guten Rat
beistand auch durch ihre Tat.
Nur mit vereinten Kräften
ist ewger Bund zu flechten.

Wir waren arm wie kahle Mäuse.
Und bissen nur die Schuldenläuse.
Im Bubenalter starben schon die Eltern weg.
Verbissen schmal war unser Steg.

Wir rodeten den Baumbestand,
360 Bäume, und machten Ackerland,
Kartoffeln und Rüben und Frucht für den Bund.
Dem dümmsten Bauern läuft alles rund!

Da ruft mich, ich erinnere mich recht,
morgens um zwei mein Italienerknecht.
Ein heftig Gewitter liegt über den Bergen.
Unser Hafer liegt breit im Regen!

Wie elektrisiert sind wir aus dem Bette
und rennen um die Wette
und häufeln und binden und laden die Frucht
und bringen zwei Jucharten trocken in die
Gruft.

Ein ander Mal hatten wir Bintje im Feld.
Das war für mich eine Stange Geld.
Am Freitagmittag war im Wetterbericht
auf's Wochenende ein Tief in Sicht.

Wir stahlen wirklich in anderthalb Tagen
neun Tonnen Bintje auf unsere Wagen.
Nachher hat's drei Wochen geregnet.
Unser Rückenweh war gesegnet!
1952 bis 1980
Die Wirtschaft war ein endlos Warten,
kaum einer sass im schönen Garten.
Achttausend Franken im ersten Jahr
war Umsatz der kleinen Gästeschar!

Ein Pfingstsonntag mit drei Franken fünfzig,
das war der Hammer; das war zünftig.
Doch da kamen Sonnentage
und änderten die schlimme Lage.

Doch Sonne, Lust und Wetter
waren nicht die Lebensretter.
Ein Menü sollte man wohl kreiern
aus Fisch und Käse und faulen Eiern.

Da stolzierten ganz bescheiden
die ersten Kapaune auf den Weiden.
Ein Gast, der hat das Vieh erkannt.
"Zum Teufel", sagt er, "die sind ja
entmannt!

Das ist der Wurf zu deinem Glücke.
Zerschneid das Tier in kleine Stücke
und servier es Deinen Gästen,
mit gutem Wein bei ihren Festen!"

Seither sind viele Dutzend Tonnen
in Ofenhitze heiss geschwommen.
Eine bald vergessene Schlemmerspeise
entstand nun neu auf diese Weise.

Schon Nero hat Kapaun gegessen.
Auf's Schlemmen war er ganz versessen.
Die Griechen lehrten ihn die Kunst.
Er stand bei ihnen in hoher Gunst.

So stammt das Wort vom Griechisch her.
Kopein heisst schneiden mit der Scher.
Kapaun heisst drum "geschnittener Hahn",
geschnitten nach sehr heiklem Plan.

"Kastriert ist nur der Übername.
Doch dient er trotzdem als Reklame.
Und dieser Ruf ging langsam weiter
und machte tausend Gäste heiter.

Sie fragten oft in später Stunde
nach Wie und Wo, und seiner Wunde.
So fragte eine Frau spontan;
wie lang denn s'Pfeiffchen sei beim Hahn!

Das Gästebuch zeigt Episoden
fantasiert nach kleinen Hoden,
bringt sogar den Hahn zum Weinen,
wegen den verdammten Steinen.

So klingt der Name vom Kapaun
bis nach Japan - hör und staun! -
Kürzlich haben hier Chinesen
die besten Stücke rausgelesen.
1980 bis 1985
Doch dabei gibt es auch die Neider.
Sie tragen oft die wärmsten Kleider.
Du findest sie in allen Schichten,
wie sie manchmal Blödsinn dichten.

So schwatzte man in der Wirtschaftsrunde
ein Polizist und brach die Runde,
der Kapaun sei mit Hormon
stummgelegt, das wiss er schon.

Auch die Behörde spannt ein Netz,
beruft sich stur auf ihr Gesetz.
Was seinerzeit mal richtig war,
macht heute krank die Gästeschar.

Sogar die Stube hier da drinnen
hätt weichen müssen nach ihrem Sinnen.
Dies Haus, es sei wohl schützenswert
von weitem sichtbar und begehrt.

Schützenswert ist nur Fassade.
Innen - das ist es ja gerade -
Da kannst du Kalbereien machen,
das ganze Haus zu Grunde schachern.

Von Büffet, WC, Küchenrauch
und vom Wasser reden's auch.
Strom und Lüftung - welch Geschrei!
...und von Finanzen nur so nebenbei!

Wohl zwei Dutzend teure Herren
plagen uns mit ihren Schnörren
jahrelang mit ihrer Macht
bis jedes Detail ist durchdacht.

Jeder Ziegel ist im Plan
bis der nächste zarte Hahn
schmoren darf in Ofenhitze
und der Gast sich freut auf seinem Sitze.

Ich alleine wär verloren.
Ich hätte wirklich lange Ohren
ohne meine Architekten
die manchem Missmut mir verdeckten.

Nicht nur muss er Pläne schmieden.
Er muss kämpfen mit Intrigen.
Er muss oft mit Worten fechten
und überzeugen die Gerechten.

Und der Polier, der arme Hund,
nimmt Pläne, einen ganzen Bund
mit nach Hause zum Studieren
zum Durchrechnen und Probieren.

Denn hintendurch, das wissen alle,
das ergab die grosse Falle.
Vier Höhen hatte diese Decke
für ganz bestimmt andre Zwecke.

Arbeitsmässig ist das Ganze
wohldurchdacht in neuem Glanze.
Mög der Gast sich heimisch fühlen,
wenn wir für ihn die Suppe rühren.

Und hat es Ihnen hier gefallen,
denken Sie mit Wohlgefallen
in Ihrem täglichen Geschick
an diesen trauten Ort zurück.
1986
Auch dieses Daum wird Geschichte.
Drum sei's erwähnt in dem Gedichte.
Ich denk zurück mit Wohlgefallen.
Denn einmal müssen die Würfel fallen.

Zwei Söhne haben guten Ruf,
sind beide tüchtig im Beruf.
Der eine Koch, der andre Bauer,
dem Glück sind beide auf der Lauer.

Drum sollen sie mit ihrem Wissen
die eigene Arbeit selber küssen.
Selbständig wird der Meister gross,
wenn er's versteht mit seinem Los.

Wir Eltern sind im Glück vereint,
obwohl das andre Auge weint.
Kann man ein bisschen Wehmut nicht
verbergen
nach so viel Jahren Blasenbergen.

Wir wünschen ihnen und Euch Gästen
viel frohe Stunden bei den Festen
Wir Eltern nehmen nun Abschied
und treten ab ins zweite Glied.

Limacher Wendelin